Warum FLINT-only?

Wir werden oft gefragt, wieso unsere Demonstration nicht für cis Männer offen ist. Das wollen wir hier erklären. 

Die Gesellschaft ist von patriarchalen Strukturen durchzogen. Diese treffen Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht binäre und trans Leute (kurz FLINT). Das Patriarchat äußert sich in Form von körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt, von unfairer Arbeitsteilung und Mehrfachbelastung durch Lohn- und Reproduktionsarbeit, von Einschränkungen unserer Selbstbestimmung im Bezug auf Schwangerschaft und Sexualität, von der Tabuisierung unserer Körper. Und immer noch kämpfen wir gegen erdrückend enge Normen und sogenannte Schönheitsideale, gegen Zwangsoperationen bei Be_hinderung, Inter- und Trans-Geschlechtlichkeit.

Mit der 8. März Demo wollen wir gemeinsam unsere Kämpfe sichtbar machen und auf die Straße tragen. Außerdem wollen wir mit der Demo eine Möglichkeit schaffen, uns gegenseitig zu stärken. Politisch halten wir es für sehr sinnvoll, den Fokus dabei auf uns FLINT zu richten – es sind unsere Kämpfe, deshalb wollen wir auch die Personen sein, die öffentlich sichtbar sind. Cis Männern wird oft genug mehr Raum und Sichtbarkeit zugestanden als uns. Am 8. März wollen wir genau gegen diese Struktur ankämpfen.

Natürlich halten wir damit niemanden von pro-feministischem Engagement ab. Im Gegenteil: Wir finden es notwendig, dass sich auch cis Männer gegen das Patriarchat engagieren. Doch da gibt es viele andere Möglichkeiten, als sich auf einer Demo als den großen Pro-Feministen zu inszenieren. Sehr viel konstruktiver wäre es zum Beispiel, FLINT konkret zu entlasten, indem cis Männer Arbeit übernehmen, die gesellschaftlich Frauen zugeschrieben wird: Beispielsweise Kinderbetreuung und Hausarbeit. Oder Hintergrundarbeit bei feministischen Demos machen. Oder sich mit anderen cis Männern mit dem eigenen Sexismus beschäftigen. Und gegen Sexismus und Patriarchat einzustehen ist eh etwas, das immer gut und wichtig ist, jeden Tag. Aber wer in der Öffentlichkeit über patriarchale Gewalt sprechen soll, wer in den sozialen Kämpfen sichtbar sein soll, das sind immer noch die Leute, die Tag für Tag davon betroffen sind: Also Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht binäre und trans Leute.

„Wenn ihr gegen Diskriminierung seid, wieso macht ihr dann das gleiche mit Männern?“

Eine Veranstaltung oder einen Ort punktuell nur für FLINT zugänglich zu machen ist keine Unterdrückung, denn Sexismus ist etwas strukturelles, das wir jeden Tag erleben. Es gibt eine unendliche Liste an Orten, an denen FLINT entweder ganz ausgeschlossen sind, Gewalt ausgesetzt sind, nicht gehört oder ernst genommen werden. Sei es, dass wir in männlich dominierten Gesprächsrunden nicht zu Wort kommen, dass wir nachts den Schlüsselbund als Waffe zwischen die Finger nehmen oder dass wir uns beim Fortgehen mit betrunkenen Männern um uns herum unsicher fühlen müssen: Solange die Gesellschaft Massen an diesen Orten hervorbringt, hat es etwas widerständiges, sich Orte und Veranstaltungen zu schaffen, die nur für FLINT zugänglich sind und damit cis männliche Dominanz ausschließen, mit der wir sonst an so vielen Orten zu kämpfen haben. Von etwas ausgeschlossen zu sein, mag für viele cis Männer ein neues und ungewohntes Gefühl sein – aber mit struktureller Unterdrückung oder Diskriminierung hat das nichts zu tun.

Wir fänden es konstruktiver, wenn sich cis Männer die Frage stellen würden, wie andere Räume und Orte für FLINT zugänglich gemacht werden können – und nicht, wieso sie an einem einzigen Tag im Jahr zu einer einzelnen Demo nicht kommen sollen.