Reproduktionsarbeit und wir

Meine persönliche Erfahrung als Frau in der Gesellschaft deckt sich mit den Beschreibungen vieler anderer Frauen und Personen, die als Frauen kategorisiert werden. Es gelang mir irgendwann, meine eigenen Beobachtungen, das eigene Erleben von Ungerechtigkeit in einen gesellschaftlichen Kontext zu setzen. Von da an schien mir vieles nicht mehr unveränderlich. Mit meinen Gefährt_innen teile ich das Erleben der Auswirkungen gesellschaftlicher Machtverhältnisse auf das Individuum, mit ihnen organisiere ich mich gegen Vereinzelung und fürs Umstürzen der Verhältnisse, die auf Ungleichheit basieren.

Der umfangreiche Materialpool zu Reproduktionsarbeit zeigt, dass sie stets einen bedeutenden Stellenwert im Schaffen kritischer Frauen und mitunter Lesben, inter-, non binary- und trans Personen (kurz FLINT) innehatte. Frauen haben sich schon immer mit ihrer Rolle in der Gesellschaft auseinandergesetzt, einige hatten und haben das Privileg, ihre Erkenntnisse aufzuschreiben und anderen zugänglich machen zu können. In die Kategorie ‘reprodktionsarbeitleistende Person’ fallen durchaus auch viele Lesben, inter- non binary- und trans Personen. Daraus ergeben sich diverse kritische Perspektiven.

Ich halte es fuer sinnvoll, Reproduktion und Emotionalität ‘Arbeit’ zu nennen. Nicht, um den scheinbar letzten freien Orten unseres Lebens auch noch eine kapitalistische Logik aufzuzwängen, sondern um aufzuzeigen, dass sie längst von dieser durchdrungen sind. Um benennen zu können, was umverteilt oder zerschlagen werden muss.

Rollenverhältnisse und der Ursprung der geschlechtlichen Arbeitsteilung

Die Wirtschafts- und Gesellschaftsform, in der wir aktuell leben, heißt Kapitalismus. Der Kapitalismus basiert, vereinfacht gesagt, auf Privateigentum an den Produktionsmitteln und auf Kapitalakkumulation, also der Reinvestition eines Teils des in der Produktion zustandekommenden Mehrwerts*. Der andere Teil fließt an die Eigentümer an den Produktionsmitteln.

Nötig für die Erwirtschaftung von Mehrwert ist die Ausbeutung der lohnarbeitenden Menschen, das sind jene, die nichts zu verkaufen haben als ihre eigene Arbeitskraft. So weit, so schlecht. Wie alle Lohnarbeitenden wissen, ist für gleichbleibende Qualität der eigenen Arbeit Erholung und Wiederherstellung der Arbeitskraft, also Reproduktionsarbeit, nötig. Mit diesem Bereich wollen wir uns beschäftigen. Er ist meistens unsichtbar und passiert nicht von selbst. Wir brauchen dafür andere Menschen – zu finden oft in unseren romantischen Beziehungen – bei denen wir abschalten, uns zurücklehnen, ‘die Akkus aufladen’ können.

Zur Veranschaulichung betrachten wir die Bedürfnisse, die ein Mensch nach acht oder 12 Stunden Lohnarbeit hat.
Da sind Müdigkeit, körperliche Erschöpfung, Hunger. Der Wunsch nach einem Ort der Erholung, an dem sich genährt werden kann und sich nicht verstellt werden muss, an dem die Dinge gut und sicher sind. Dieses Gefühl des Angekommenseins muss geschaffen werden von dem Menschen zu Hause. Das ist Arbeit, unbezahlt. Um satt werden zu können, muss Essen gekocht worden sein. Während einer Arbeitswoche sammeln sich Schmutzwäsche im Korb und Chipsbrösel auf der Couch, in deren Gesellschaft das Entspannen schwierig ist. Der Kühlschrank leert sich ohne die Arbeit einer Person, die ihn auffuellt.

* Mehrwert: die Differenz zwischen dem Wert einer Ware auf dem Markt und dem Wert, der sich aus dem Aufwand ihrer Produktion ergibt.
Die Arbeiterin arbeitet in ihrer Firma täglich acht Stunden. Nach vier Stunden deckt der Wert ihrer Arbeit ihre eigene Bezahlung. In den weiteren vier Stunden erwirtschaftet das Unternehmen Mehrwert aus ihrer Arbeitskraft.

Als Teil dieses Wiederherstellungsprozesses der Leistungsfähigkeit gilt weithin auch Sexualität.

Silvia Federici beschreibt in ‘Why Sexuality Is Work’ von 1975 das Suchen der Selbsterfüllung lohnarbeitender Menschen im Sex mit der Partner_in:

Eine der Schwierigkeiten, die sich speziell für Frauen in dieser Rolle ergeben, sieht Federici im Arbeitsaspekt von Sexualität verortet:

Sicher weicht die Praxis verschiedener Paare davon mehr oder weniger ab. Die Tatsache aber, dass Leistungsdenken vor Sexualität nicht halt macht, sowie die Erwartungen, die an sie geknüpft sind, lassen sie mitunter zu aufwändiger Reproduktionsarbeit werden.

Der Ursprung geschlechtlicher Arbeitsteilung

Am in wirtschaftlichem Sinne effizientesten lässt sich das alles durch Arbeitsteilung bewältigen.
Um die beiden Bereiche Produktion und Reproduktion zu organisieren, hat sich während der beginnenden Industrialisierung die Kleinfamilie als Organisierungsform von Arbeitskraft herausgebildet und die aus mehreren Generationen bestehende Großfamilie und abgelöst.
Produktion ist nun von Reproduktion getrennt. Für die effiziente Erledigung der Aufgaben beider Bereiche braucht es gewisse Charaktereigenschaften, die Menschen für den jeweiligen Bereich prädestinieren.
Man teile also die Menschheit in der Mitte, bestimme, welche Hälfte welche Aufgaben zu erledigen hat, und besetze sie mit Charaktereigenschaften (die sind natürlich nicht ‘natürlich’, sondern lassen sich ganz leicht mit uns allen bekannten Methoden herstellen – vereinfacht: Mädchen zur Fürsorglichkeit anhalten und Grobheiten sanktionieren, Bedürfnisse aberkennen. Jungen Emotionalität aberziehen und Stärke demonstrieren lassen). Geschaffen sind zwei verschiedene Geschlechter und ihre Rollen, die wir als gegeben, als natürlich wahrnehmen. Die vermeintliche Natürlichkeit dieser Aufteilung macht es wohl auch so schwer, sich ein Leben ohne sie vorzustellen, statt ständig neue Kategorien zu schaffen, die der neoliberalen Logik behaftet bleiben.

Die meisten Produktionsbereiche sind heute auch von Frauen erschlossen. Wir arbeiten für Lohn, wenngleich für weniger. Die Reproduktionsarbeit erledigt sich noch immer nicht von selbst. Wir arbeiten doppelt. Die Hälfte der Zeit unbezahlt. Unsichtbar. Dankbar ist man uns vielleicht, Anerkennung kriegen wir manchmal (‘wie du das alles schaffst!’). An der Aufteilung ändert sich nichts. Die Doppelbelastung ist präsent. Manche, die Besserverdienenden unter uns, bezahlen weniger privilegierte Frauen für die Erledigung der eigenen Hausarbeit. Gelöst ist das Geschlechterproblem damit nicht, sondern auf eine Klassenebene verschoben.

“Sexuality is the release we are given from the discipline of the work process. It is the necessary complement to the routine and regimentation of the workweek. It is a license to ‘go natural’, to ‘let go’, so that we can return more refreshed on Monday to our job (…). This being the promise, what we actually get is far from our expectations. As we cannot go back to nature by simply taking off our clothes, so cannot become ‘ourselves’ simply because it is time to make love (…). But what comes out when we ‘let go’ is more often our repressed frustration and violence than our hidden self ready to be reborn in bed.”

“(…)‘sexual liberation’ has intensified our work. In the past, we were just expected to raise children. Now we are expected to have a waged job, still clean the house and have children and, at the end of a double workday, be ready to hop in bed and be sexually enticing. For women the right to have sex is the duty to have sex and to enjoy it (something which is not expected of most jobs).”

“For we have worked enough. We have chopped billions of tons of cotton, washed billions of dishes, scrubbed billions of floors, typed billions of words, wired billions of radio sets, washed billions of nappies, by hand and by machines. Every time they have ‘let us in’ to some traditionally male enclave, it was for us to find a new level of exploitation.”

– Mariarosa Dalla Costa, 1972

Betroffene können mit mehreren Unterdrückungsverhältnissen konfrontiert sein, und jedes einzelne erhält das Problem auf seine Art aufrecht.
Dem Problem der ungleichen Verteilung von Reproduktionsarbeit wird auf verschiedenen Ebenen begegnet. Ich halte jene Herangehensweisen für sinnvoll, welche verschiedene Positionen sozialer Ungleichheit, in allen ihren Verschränkungen, beruecksichtigen. Beispiele sind race, class, gender, Sexualität, Herkunft, Alter, Be_hinderung, und sozialer Status.

Herangehensweisen, die innerhalb der herrschenden wirtschaftlichen und staatlichen Ordnung verbleiben, können per Definition einige Positionen nicht berücksichtigen, da diese, zuende gedacht, die Überwindung von Staat und Kapitalismus verlangen wuerden.

Was können staatsfeministische Herangehensweisen (nicht) leisten?

Damit ist vieles gesagt. Durch das Ausklammern der ökonomischen Verhältnisse und ihrer Geschichte, ihrer Gemachtheit aus den Analysen zur Hausarbeit, wie sie von staatsfeministischer Seite en masse existieren, müssen diese Analysen unvollständig bleiben. Sie ziehen realpolitische Anpassungen nach sich, die zu kosmetischen Verbesserungen an der Situation einzelner Menschen führen mögen, am grundsätzlichen Problem der Verteilung aber nicht kratzen können. Das ist kein Zufall, ist das Bestehenbleiben der kapitalistischen Wirtschaftsform, des Patriarchats und somit der geschlechtlichen Arbeitsteilung doch essentiell fuer das Bestehenbleiben des Staates.

Organisierung der Reproduktionsarbeit bei heterosexuellen Paaren

Viele, gerade juengere heterosexuelle Paare haben den Anspruch, die Hausarbeit gerecht zu verteilen.
Dieses Vorhaben scheint zumeist aus vielerlei Gruenden zu scheitern:

“(Realpolitische Initiativen a la Frauenquote) müssen von vornherein unvollständig bleiben, wenn die Klassengesellschaft nicht mitgedacht wird: Schön und gut, wenn es im Aufsichtsrat auch Frauen gibt. Weniger schön und gut, wenn die Person, die der Aufsichtsrätin die Wohnung putzt oder deren demente Mutter pflegt, ebenfalls eine Frau ist, und zwar eine, die es hauptsächlich aufgrund ihrer Klassenzugehörigkeit und nicht aufgrund ihres Geschlechts niemals auch nur in die Nähe eines Aufsichtsrates schaffen wird.”

A.V. Schmidt

“(…). Dementsprechend treten die Gründe für eine ungleiche Verteilung weniger als übergeordnete Wertvorstellungen, als Dogmen in Erscheinung – Aussagen wie „das ist Frauensache/Männersache“ weisen die Befragten zumeist weit von sich – , sondern werden vielmehr als individuelle Persönlichkeitseigenschaften wahrgenommen, die eben „zufällig“ geschlechtstypisch verteilt sind. Dies weist auf einen hohen Internalisierungsgrad traditioneller „gender role attitudes“ hin, die in gewisser Weise einer offenbar veränderten, weniger traditionellen gesellschaftlichen Norm, hinterherzuhinken scheinen.”

Buchebner-Ferstl, S., & Rille-Pfeiffer, C. (2008). Hausarbeit in Partnerschaften: Studie „The glass partitioningwall“ zur innerfamilialen Arbeitsteilung – Ergebnisse für Österreich. (Working Paper / Österreichisches Institut fürFamilienforschung, 69). Wien: Österreichisches Institut für Familienforschung an der Universität Wien. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-366660

Aussehen könnte das zum Beispiel so:
‘Gerecht, ja, ich habe ja mehr Zeit und sauge und bügle lieber, der XY macht dafuer den besseren Braten. Ich kümmere mich ja gern um ein frisch bezogenes Bett, das will ich ja auch haben. Der XY legt auch mal die Füsse hoch, was gut ist, dann ist er ausgeglichener, wir streiten dann abends weniger. Und die schmutzige Wäsche fällt ihm einfach nicht auf, und ich will ja auch nicht immer ein Fass aufmachen und mich beschweren, das vergiftet die Beziehung.’

“In den Interviews kommen jedoch auch zahlreiche Begründungen dafür, dass die Frau generell mehr Hausarbeit übernimmt, zur Sprache. Diese sind ausschließlich auf persönlicher Ebene (PS –

psychosocial reasons) angesiedelt. Eine wesentliche Ursache liegt darin, dass sich die Frau häufig mehr für den Haushalt verantwortlich fühlt. Dies scheint bei 23 Paaren (57,5%) eindeutig der Fall zu sein. 30% (12 Paare) geben darüber hinaus an, dass der Mann eine ‘höhere Schmutztoleranz’ hat bzw. er niedrigere Ansprüche an den Haushalt stellt als die Frau.”

Buchebner-Ferstl, S., & Rille-Pfeiffer, C. (2008). Hausarbeit in Partnerschaften: Studie „The glass partitioningwall“ zur innerfamilialen Arbeitsteilung – Ergebnisse für Österreich. (Working Paper / Österreichisches Institut fürFamilienforschung, 69). Wien: Österreichisches Institut für Familienforschung an der Universität Wien. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-366660

Nun erschöpft sich die Reproduktionsarbeit, wie weiter oben angeschnitten, nicht in der einigermaßen sichtbaren Hausarbeit. Emotionale Arbeit ist ein gutes Beispiel für unsichtbare Arbeit (wer kümmert sich um Bindung, wer erzählt vom harten Arbeitstag, wer hört zu; welche Tätigkeiten werden selbstverständlich und als ‘Liebesdienste’ ausgefuehrt, welche hinterlassen insgeheim doch ein unangenehmes Gefühl).

Körperliche Ermüdung, emotionales Ausgelaugtsein (der Druck, auch in der Arbeit und auch in niedrigen Positionen fröhlich, kommunikativ, ausgeglichen und schlagfertig zu sein und in Bestform aufzutreten ist ein Phänomen, mit dem sich Bücher fuellen ließen – diesem Druck kann nicht entsprochen werden, das Ventil, der Ausgleich ist, wie sollte es anders sein, im häuslichen Umfeld zu finden, oft zum Leidwesen der Personen dort.

Sorgearbeit bei lesbischen und schwulen Paaren

Die Studien zu emotionaler Arbeit bei lesbischen und schwulen Paaren sind dünn gesäht. Bei Debra Umberson, Mieke Beth Thomeer und Amy C. Lodge wird deutlich, dass die Aufteilung der emotionalen Arbeit von beiden Teilen als ausgewogener wahrgenommen wird als in heterosexuellen Beziehungen. Das Bedürfnis, Hemmungen abzubauen und emotionale Offenheit zu erarbeiten, scheint laut Befragung von 15 lesbischen, 15 schwulen und 30 heterosexuellen Paaren bei den lesbischen Paaren für beide Partnerinnen gleich stark zu sein.

Emotion work to minimize boundaries

Men and women who described the importance of sharing feelings also described emotion work to minimize boundaries between partners. Approximately two thirds of women (in lesbian and heterosexual relationships) indicated that they undertook considerable work to minimize boundaries between partners (compared with two heterosexual men and seven gay men), but this emotion work played out quite differently for women in heterosexual and lesbian relationships. In particular, women in lesbian relationships described extensive reading and responding to each other’s emotional needs, and both partners typically shared this emotion work. Ann credited her relationship success to constant communication, particularly when under stress: ‘We do real well at recognizing when one of us needs something. Or I can tell sometimes with the change in her voicw that something’s happened, and I’ll go, “What’s wrong?” And so I thind we both feed of each other pretty well.’

We found a very different dynamic for heterosexual couples with regard to the division of emotion work. Approximately two thirds of women (compared to only one of the men) in heterosexual relationships described bearing most of the emotion work burden of minimizing boundaries in their relationship.

Umberson D, Thomeer MB, Lodge AC. Intimacy and Emotion Work in Lesbian, Gay, and Heterosexual Relationships. J Marriage Fam. 2015;77(2):542–556. doi:10.1111/jomf.12178

In lesbischen Beziehungen Ausgewogenheit und emotionale Intimität, in heterosexuellen Beziehungen starke Differenzen (wenngleich die männlichen Partner zugeben, den Effekt der Bemühungen ihrer Partnerin zu spüren und davon zu profitieren1, scheinen sie die Bemühungen kaum zu erwidern. Diese Ungleichheit wird von der weiblichen Partnerin als stressauslösend beschrieben).

Die Studie geht auf lesbische und schwule Partner_innenschaften ein, verbleibt dabei aber bei einer binären Auffassung von Geschlecht. Da jene die Emotionalität betreffenden unterschiedlichen Beduerfnisse kaum natürliche Eigenschaften von zwei (konstruierten) Geschlechtern sein können,

1 Umberson D, Thomeer MB, Lodge AC. Intimacy and Emotion Work in Lesbian, Gay, and Heterosexual Relationships. J Marriage Fam. 2015;77(2):542–556. doi:10.1111/jomf.12178 – Page 14

erachte ich es als sinnvoll, von weiblicher und männlicher Sozialisation auszugehen und die Differenzen in ebendieser Sozialisation zu verorten. Eine ‘Erziehung’, die auf den massiven Einfluss gegenderter Sozialisation achtet und Rollenbilder von Anfang an aufbricht, kann das Potenzial beinhalten, diese Ungleichheiten aufzulösen.

Was also tun?

Selbstverständlich können wir nicht in unserer ungünstigen Situation verharren, bis Staat und Kapitalismus überwunden sind. Vielmehr müssen wir sie stets in unsere Kritik miteinbeziehen, müssen uns und andere bilden, müssen unsere (romantischen) Beziehungen so organisieren, dass wir den Einfluss von Staat und Kapitalismus so weit wie möglich zurückdrängen können, dürfen nicht aufhören, Ungleichheiten aufzuzeigen und aufzulösen und, nicht zuletzt, die Arbeit niederzulegen.

Ich glaube, dass Feminismus den Kapitalismus nur dann bedrohen kann, wenn er aufs Ganze zielt (Analysen der Probleme und Zerschlagung von Haus- und Lohnarbeit gleichermaßen, von Reproduktionsarbeit im ‘Privaten’ und im Lohnarbeitsverhältnis). Ein Feminismus, der nicht die Abschaffung der Lohnarbeit und das Ende des Kapitalsimus immer als Fluchtpunkt im Blick und zum Ziel hat (also ein Feminismus auf institutioneller Ebene/Staatsfeminismus), fördert und festigt die Wandlung zur aktuellen neoliberalen, alle Lebensbereiche und alle Bereiche unseres Denkens absorbierenden Variante. Das neoliberale Paradigma macht vor uns nicht ohne weiteres halt, wir müssen uns dagegenstemmen und auflehnen mit allen Fasern unserer Körper und all unserer Geistesgegenwart.

Haus- und Sorgearbeit müssen kollektiv organisiert werden.

Solidarische Männer müssen über die Verteilung der unsichtbaren Arbeit in ihren Lebensgemeinschaften nachdenken, und darüber, wie sie zu organisieren ist, um die genannten Muster zu durchbrechen (statt sich zum Beispiel darueber zu mockieren, sich nicht sichtbar an der Demonstration zum 8. März beteiligen zu können). Den FLINT-Personen in der Lebensgemeinschaft zuhören und ihren Forderungen entsprechen wäre ein noetiger weiterer Schritt.

In Männerfreundschaften muss sich Emotionalität etablieren, emotionale Arbeit muss geübt werden. Männerfreundschaften sind ein Ort, an dem der eigene Beitrag zum Bestehenbleiben des Patriarchats reflektiert werden muss. Darin liegt revolutionäres Potenzial, das Aufbrechen von Geschlechterrollen muss in aller Interesse liegen und somit auch die Arbeit aller sein.

Wir FLINTs müssen uns gemeinsam organisieren, einander bilden, die ökonomischen Verhältnisse, in denen wir leben, ihre Geschichte und ihre Auswirkungen auf uns Individuen verstehen lernen, um das Geschlechterverhältnis zu durchschauen und zu zerstören.

Auf denn, keine Frage – 8. März ist alle Tage!